Nach mehr als neunzig Jahren spukt das »Unheimliche« noch immer. Quer über verschiedene wissenschaftliche Disziplinen gehört es zu den schillerndsten Termini gegenwärtiger Theoriebildung. Es bezeichnet eine seltsame Nähe zwischen Wissen und Nichtwissen, erscheint als etwas Vertrautes in fremder Gestalt oder als etwas Fremdes mit vertrauten Eigenschaften. »Phantasmata. Techniken des Unheimlichen« setzt bei Sigmund Freuds psychoanalytischem Modell an, verfolgt seine historische Genese und zeichnet seine heterogene Entwicklung nach.
Der besondere Fokus liegt auf der Verschränkung des »Unheimlichen« mit »Techniken«: Zum einen werden literarische, mediale und soziale Praktiken der Evokation des Unheimlichen untersucht; zum anderen wird gefragt, inwiefern diese Techniken wiederum als Denkfiguren zum Verständnis epistemologischer, ästhetischer und politisch-sozialer Bedingungen des Unheimlichen beitragen können. Im Zentrum stehen dabei die markierten Spannungen zwischen dem Gewohnten und dem Ungewohnten, Vertrauten und Unvertrauten, Bekannten und Unbekannten.
Unter diesen Aspekten versammelt der Band Forschungsbeiträge aus Medien-, Literatur-, Kunst- und Kulturwissenschaften, Philosophie, Psychoanalyse und Soziologie.
ISBN 978-3-85132-634-5 | Paperback | 32 EUR
298 pp. | 24 cm x 16 cm
Cultural Inquiry, 3
ISSN (Print): 2627-728X
ISSN (Online): 2627-731X
Inhalt
- Geister versammeln: Vorwort
- Zwischen Animismus und Computeranimation: Das Unheimliche als Unbegriff im 20. und 21. Jahrhundert
1. Affektökonomien
- Wiedererkennen und Angst: Das Unheimliche als ästhetische Emotion
- Unheimlich leiden: Über die Empfindsamkeit der Körper, die Übertragbarkeit von Angst und was gemeinhin dagegen unternommen wird – am Beispiel Autismus
- Konstruierte urbane Räume: Zur unheim(e)lichen Interaktion und Interdependenz von Emotion und Beton
- Mediale Techniken des Unheimlichen und der Angst
2. Blendwerk
- Geisterlehre und Gespenstergeschichte: Literarischer und philosophischer Diskurs in der deutschen Spätaufklärung bei Christoph Martin Wieland und Jean Paul
- Die Inszenierung des Unheimlichen: Phantasmagorien im vereinigten Italien
- Sigmund Freuds ›Momente‹ und ›Technik der Magie‹
3. Phantome
- Der Körper der Puppe
- Körper ohne Seelen: Achim von Arnim und E.T.A. Hoffmann
- Voltaires Verwirrung
- »Wir sind wie Spiegel«: Irina Liebmann und der Doppelgänger