27. Karl-Abraham-Vorlesung
Zur Generationengeschichte der Psychoanalyse in Deutschland nach 1945
Die Katastrophen des 20. Jahrhunderts mit ihren langen Nachwirkungen können nicht angemessen verstanden werden, ohne die Erfahrungsgeschichte spezifischer Generationen miteinzubeziehen. In seinem Vortrag versucht Werner Bohleber zum Verständnis der psychoanalytischen Theoriebildung in Deutschland nach 1945 beizutragen. Zwei Generationen spielen hierbei eine besondere Rolle: Zum einen die 1920er-Generation (die »skeptische Generation« nach Schelsky), zu der fast alle Psychoanalytiker/innen gehörten, die in den 1950er und 1960er Jahren die Psychoanalyse hierzulande wiederaufgebaut haben, zum anderen die Jahrgänge 1935-1945, auch als Kriegskinder- und 68-Generation bezeichnet. Bohlebers Fokus liegt auf den Theorie-Brüchen in den 1950er Jahren als die deutschen Psychoanalytiker wieder Anschluss an die internationale Psychoanalyse zu gewinnen suchten. Sein zweiter Schwerpunkt beleuchtet die Brüche in den späten 1970er und 1980er Jahren als Folge der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust und den daraus entstandenen Generationskonflikten.
Dr. phil. Werner Bohleber ist Psychoanalytiker in eigener Praxis in Frankfurt am Main und Lehranalytiker der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV), deren Vorsitzender er von 2000–2002 war. Lange Zeit arbeitete er in Gremien der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA) mit, zuletzt von 2009-2013 als Vorsitzender des IPA Committee on Conceptual Integration. Von 1997 bis 2017 war er Herausgeber von PSYCHE: Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen. Im Jahr 2007 wurde er mit dem Mary S. Sigourney Award ausgezeichnet. Seine zahlreichen Veröffentlichungen widmen sich der Theorie und Geschichte der Psychoanalyse, der Erforschung der nationalsozialistischen Vergangenheit aus psychoanalytischer Perspektive sowie Themen wie Antisemitismus, Terrorismus und der Traumaforschung.
auf Deutsch
Organized by
Eine Veranstaltung des Berliner Psychoanalytischen Instituts (Karl-Abraham-Institut) in Kooperation mit dem ICI Berlin
Das Berliner Psychoanalytische Institut (Karl-Abraham-Institut, www.bpi-psa.de) vertritt die klassische Psychoanalyse und gehört der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA) an. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf dem Austausch mit internationalen Fachgesellschaften und ihren Mitgliedern. Die Karl-Abraham-Vorlesung findet ein Mal jährlich im Mai zum Geburtstag von Karl Abraham, dem Namensgeber des Instituts, statt. Zu diesem Anlass werden international renommierte Psychoanalytiker und Wissenschaftler eingeladen.
Eintritt 10 €, ermäßigt 5 €
© Image Credit Benjamin Sivo