23. Karl-Abraham-Vorlesung

Mit Übertragung ist die Reinszenierung einer psychischen Realität gemeint, die verdrängt oder auf andere Weise psychisch zurückgewiesen wurde. Laut Laplanche wird die Übertragung vom Analytiker oder der Analytikerin provoziert, während Freud meinte, dass Wahnvorstellungen Immer auch einen Kern von historischer Wahrheit enthalten, und der Kranke “irgendwie Recht haben muss”. Dominique Scarfone forscht zu diesen Begriffen mit Hilfe von Laplanches Allgemeiner Verführungstheorie, in der der Begriff der “Botschaft” und ihre Realität genau dem entsprechen, was Freud als “psychische Realität” bezeichnet hat. Scarfone erläuterte – auch anhand einer klinischen Studie -, wie dieser theoretische Bezugsrahmen in Theorie und Praxis Anwendung findet, insbesondere wenn man mit wahnhaften Formen von Übertragung konfrontiert wird.

Dominique Scarfone ist Professor der Psychologie und Psychiatrie an der Université de Montréal, wo er psychoanalytische Theorie lehrt, als Supervisor arbeitet und Begriffsforschung betreibt. Er ist Lehr- und Kontrollanalytiker und Mitglied der Canadian Psychoanalytic Society. Bis vor kurzem war er Mitherausgeber des International Journal of Psychoanalysis und Mitglied der Conceptual Integration Project Group der IPA. Seine Publikationen umfassen: Jean Laplanche (Paris 1997; auf Englisch: Laplanche: An Introduction, New York 2015), Oublier Freud? Mémoire pour la psychanalyse (Montréal 1999), Les Pulsions (Paris 2004) und Quartiers aux rues sans nom (Paris 2012). Scarfone hat zusammen mit Howard Levine und Gail Reed Unrepresented States and the Construction of Meaning (London 2013) herausgegeben.

In English - mit deutschem Text
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Eine Veranstaltung des Berliner Psychoanalytischen Instituts (Karl-Abraham-Institut) in Kooperation mit dem ICI Berlin

Das Berliner Psychoanalytische Institut (Karl-Abraham-Institut) vertritt die klassische Psychoanalyse und gehört der International Psychoanalytic Association an. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf dem Austausch mit internationalen Fachgesellschaften und ihren Mitgliedern. Die Karl-Abraham-Vorlesung findet einmal jährlich im Mai zum Geburtstag von Karl Abraham, dem Namensgeber des Instituts, statt. Zu diesem Anlass werden international renommierte Psychoanalytiker und Wissenschaftler eingeladen.