22. Karl-Abraham-Vorlesung

“Ich gebe zu, dass diese Frage die heikelste der ganzen psychoanalytischen Lehre ist…”  (Sigmund Freud)

Verführung von Kindern und sexueller Mißbrauch führen zu ernsten psychischen Erkrankungen. Neurotische oder sogar psychotische Symptome können die späte Folge sein. Sie lassen aber in der Regel keine Rückschlüsse auf die dramatischen Ereignisse zu, durch die sie ausgelöst worden sind. Spätere Berichte von Mißbrauchs-Opfern werfen daher oft die Frage auf, ob die erinnerbaren Übergriffe auf realen oder lediglich auf phantasierten Traumata beruhen. Eine heikle Frage auch für die Psychoanalyse: Wie lässt sich wissenschaftlich nachweisen, dass allein schon phantasierte Traumata krank machen können? Liefert die bis heute weitgehend akzeptierte Libidotheorie einen wissenschaftlich gültigen Erklärungshintergrund? Und hat sich die psychoanalytische Theoriebildung inzwischen über den klassischen Denkansatz von Sigmund Freud hinaus weiterentwickelt? Welchen Beitrag hat einer seiner engsten Mitarbeiter, Karl Abraham, dazu geleistet? In seinem Vortrag ging Gerhard Dahl diesen und weiteren Fragen nach.

Gerhard Dahl ist Dozent, Lehranalytiker und Supervisor am Karl-Abraham-Institut der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) in Berlin. Er forscht auf dem Gebiet der psychoanalytischen Theorieentwicklung, der klinischen Psychoanalyse und der Angewandten Psychoanalyse in Literatur und Kunst. Seine Publikationen setzen sich besonders mit Fragen zur sexuellen Urszene und zur Klinik unbewußter Affekte sowie zu metatheoretischen Problemen der Trieblehre und des Narzißmus auseinander. Er hat Studien u.a. zu Werken von Hermann Broch und Niccolo Macchiavelli sowie zur Geschichte der psychoanalytischen Literaturinterpretation veröffentlicht.

Auf Deutsch
Organized by

Eine Veranstaltung des Berliner Psychoanalytischen Instituts (Karl-Abraham-Institut), in Kooperation mit dem ICI Berlin

Das Berliner Psychoanalytische Institut (Karl-Abraham-Institut) vertritt die klassische Psychoanalyse und gehört der International Psychoanalytic Association an. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf dem Austausch mit internationalen Fachgesellschaften und ihren Mitgliedern. Die Karl-Abraham-Vorlesung findet einmal jährlich im Mai zum Geburtstag von Karl Abraham, dem Namensgeber des Instituts, statt. Zu diesem Anlass werden international renommierte Psychoanalytiker und Wissenschaftler eingeladen.